Kein Sommer ohne Malven
Hinterlasse einen Kommentar14. Juni 2020 von Marzellus
Unter den Blumen im Imkergarten dürfen die Malven nicht fehlen. In meinem Garten lösen die Widen Malven allmählich den Salbei als Hauptattraktion für Insekten ab. Ihre ersten Blüten haben sich Ende Mai gezeigt. Bis in den September hinein werden ihre hübschen violetten Blüten mit ihren dunklen Saftstreifen ein beliebter Tummelplatz für die Nektar- und Pollensucher aus dem Insektenreich sein. Mit ihren Blättern dienen sie diversen Falterarten als Raupenfutter.
Malven sind sogenannte Zwitterpflanzen. Sie haben zuerst eine männliche und danach eine weibliche Blühphase. Im männlichen Blühstadium liefert die Einzelblüte reichlich Pollen. Die Nektarien der Wilden Malve befinden sich unter dem mit den Staubbeuteln besetzten Stempel, der in der Mitte des sich nach unten verengenden Blütenkelchs sitzt. Bestäuber werden regelrecht eingepudert, wenn sie zu den Nektarquellen vordringen wollen. Nur wenn sie sich an dem Stempel vorbei in den nach unten verengten Blütenkelch hineinzwängen, können sie am Blütenboden ihre Honigmägen vollsaugen.
Dabei verhaken sich die Staubbeutel mit ihrem mikroskopisch feinen Polleninhalt in ihrem Haarkleid, so dass die Insekten aussehen, als ob man sie gefedert hätte. Schon nach wenigen Blütenbesuchen sind diese über und über eingepudert. Beim Besuch einer Blüte im weiblichen Entwicklungsstadium ist so der Bestäubungserfolg garantiert. Auf diese Weise verhindert die Malve die Selbstbestäubung.
Der eifrige Besuch der Honigbienen scheint die Imkerliteratur Lügen zu strafen. Dort findet man geschrieben, dass die Pollenausbeute schwach sei und der Nektar, den die Bienen dort finden, nur mäßig gespendet wird. Das mag für die Nektarmenge richtig sein. Doch mit 45% Zuckeranteil ist Malvennektar sehr konzentriert. Und von anderen Trachtpflanzen wie dem Raps weiß man ja, dass zumindest Honigbienen auch durchaus wählerisch sind, bei dem was sie eintragen.
Was die Pollenausbeute betrifft, weiß man inzwischen, dass es wegen der stacheligen Kugelform des Pollens für Honigbienen nicht möglich ist, diesen einzuhöseln. Malvenpollen lässt sich nicht mit den Sammelbeinen der Honigbienen zusammenballen und nach Hause tragen. Pollen stauben nur oligolektische und monolektische Wildbienen ab, in deren Sammelhaaren sich die eiweißreiche Insektennahrung verfängt. Dazu gehört auch die seltene Malven-Langhornbiene, die mittels ihrer Bauchhaare die angebotenen Fresspakete für die Larven in ihre Bruthöhlen trägt.
Malven sind ungiftig. Die wilde Malve gilt als eine der ältesten Gemüse- und Heilpflanzen der Menschen. Bis heute werden aus den jungen Blüten Tees aufgegossen. Junge Blätter lassen sich in Salaten verwenden, ältere Blätter lassen sich wie Gemüse kochen. Die hübschen Blüten kann man in der Küche als essbare Dekoration vielseitig verwenden. Viele Blüten ergeben viele Samen. Früher wurde aus den jungen, unreifen Samen ein Brei für Kinder zubereitet, den man Papp nannte und der wohl auch „pappsatt“ machte. Weil die Samen der Wilden Malve an Miniatur-Käselaiber erinnern, hat sie wohl deshalb auch den Vulgärnamen „Große Käsepappel“ bekommen.
Blüten und die Blätter der wilden Malve sind reich an Schleimstoffen, weshalb sie eine reizmildernde und schützende Wirkung auf alle Schleimhäute haben. Zudem wirken sie entzündungshemmend, antibakteriell und wundheilend. Wie sagt doch der Volksmund: „Malve im Gemüsegarten, lässt den Doktor draußen warten.“