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Eichen zum Beispiel…

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19. Januar 2017 von Marzellus

…beherbergen eine ungewöhnliche Vielfalt von Insekten, bis zu 1000 Arten in einer Krone. Neben Kleinsäugern und Vögeln sind zahlreiche Insekten auf  den langlebigsten unserer Bäume spezialisiert. Jede ausgewachsene Buche ist ein kleines Biotop. In natürlichen Buchenwäldern in Hessen wurden  2328 Tier- und 1873 Pflanzenarten gefunden. Auch wenn Eichen und Buchen keine Pollen- und Nektarlieferanten sind, so sind doch lichte, artenreiche Wälder für den Bienenschutz und für die Imkerei genau so wichtig wie artenreiche Äcker und Wiesen.

Da wundert man sich schon, dass in deutschen Wäldern statistisch nur ein einziger Baum in 10 Hektar Nutzwald als Biotopbaum ausgewiesen ist. „Die geringe Dichte dieser markierten und damit geschützten Biotopbäume belegt augenfällig die Unwirksamkeit „integrierter“ Naturschutzmaßnahmen im Wirtschaftswald.“ heißt es in der von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie: Der deutsche Wald im Spiegel der Bundeswaldinventur (Juni 2016).

Was die politischen Bemühungen betrifft, wieder mehr Artenvielfalt in unsere Wälder zu bringen, bleibt Naturschutz in Deutschland weit hinter den gesteckten Zielen zurück.

„Bis zum Jahre 2020 haben sich die Bedingungen für die in Wäldern typischen Lebensgemeinschaften weiter verbessert. Bäume und Sträucher der natürlichen Waldgesellschaft verjüngen sich ganz überwiegend natürlich. Mit naturnahen Bewirtschaftungsformen werden die natürlichen Prozesse zur Stärkung der ökologischen Funktionen genutzt. Alt- und Totholz sind in ausreichender Menge und Qualität vorhanden.“ so steht es im Kabinettsbeschluss der Bundesregierung vom November 2007 mit dem Titel: Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt.

Bis 2020 sollten fünf Prozent der deutschen Wälder einer natürlichen Entwicklung ohne Holznutzung überlassen werden. 10 Prozent der öffentlichen Wälder sollten aus der forstlichen Nutzung genommen werden, der Rest sollte nachhaltig bewirtschaftet werden, damit sich wieder naturnahe, vielfältige Waldökosysteme entwickeln können.

Noch 3 Jahre sind es bis dahin: Was ist tatsächlich erreicht worden?

Greenpeace hat bei den Bundesländern nachgefragt und die Antworten ausgewertet. Das Ergebnis ist mehr als enttäuschend. „In keinem Bundesland werden die Anforderungen der Biodiversitätsstrategie vollständig erfüllt. Dies ist alarmierend, da nicht mehr viel Zeit bis 2020 verbleibt und der Verlust der Artenvielfalt weiter voranschreitet.“

Lediglich 4 Bundesländer könnten bis dahin die gesteckten ökologischen Ziele für den Wald erreichen: Das Saarland, Schleswig-Holstein, NRW. und Hamburg. Mein Heimatbundesland Rheinland-Pfalz hat erst gerade mal die Hälfte der Zielvorgaben umgesetzt, und erstaunlicherweise rangiert Bayern bezüglich Waldschutz am Ende des Waldöko-Rankings. Für mehr Biodiversität in den Wäldern tut man im Land der Lederhosen offenbar gar nichts. Hier werden die Wälder sogar intensiver genutzt als bereits 2007. Dabei weiß man doch gerade in Bayern genau, dass eben „eine Sau nicht vom Wiegen fett wird sondern vom Füttern“ und dass Artenvielfalt nicht durch Beschreiben von geduldigen Papier entsteht, sondern durch konkrete landwirtschaftliche oder forstliche Maßnahmen.

Und Bienenstöcke im Deutschen Bundestag und auf diversen Landtagen und Rathausdächern sind eine nette Geste, aber bestenfalls Symbolpolitik. Unsere Bienen brauchen  eine Land- und Forstpolitik, die ihnen wieder Lebensräume schafft.

snip_waldschutzBildnachweis: Wikipedia

Zur Greenpeace Umfrage: Der Wald in Deutschland – ausreichend geschützt und nachhaltig genutzt? 

Ein Kommentar zu “Eichen zum Beispiel…

  1. […] Die Zielvorgaben in der Waldwirtschaft werden nicht erreicht. Biodiversität und Artenschutz in Deutschland liegen im Argen. Nicht nur in Krefeld stellt man fest, dass das Insektensterben beängstigende Ausmaße angenommen hat. „Bei den Langzeitstudien zeigt sich, dass die Bestände auch häufiger Schmetterlingsarten um 90, manchmal sogar 99 Prozent zurückgegangen sind in den letzten fünf Jahrzehnten.“ sagt Andreas Segerer, Schmetterlingsforscher an der Zoologischen Staatssammlung München. […]

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