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Stoppt den Wahnsinn!

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16. September 2018 von Marzellus

the-eleventh-hour-1156776_640Das RWE will Fakten schaffen. Der Hambacher Forst soll weg, noch bevor die Kohlekomission, die den Ausstieg aus der Kohleenergie prüfen soll, zu einem Ergebnis gekommen ist. Wir brauchen den Ausstieg aus der Kohleenergie zwingend um nicht weiter in die Klimakatastrophe zu schlittern. Um dem von uns Menschen durcheinander gebrachten Kohlenstoffhaushalt der Erde wieder in Ordnung zu bringen, kann nichts dringender gefordert werden als das genaue Gegenteil von Abholzen: Aufforstungsmaßnahmen um das klimaschädliche CO2 wieder zu binden. Abholzungen im großen Stil sind klimapolitisch und ökologisch kontraproduktiv und unverantwortlich.

Eine Studie aus den USA hat im Frühjahr 2018 erstmals gezeigt, wie sich die Biomasse auf der Erde zusammensetzt. In einem zweiten Schritt haben die Forscher untersucht, wie dramatisch das Leben auf der Erde vom Menschen seit der Jungsteinzeit verändert wurde und in welchem Ausmaß der damit verbundene Verlust an Biomasse unsere Biosphäre bedroht.

Seit der Neolithischen Revolution, als die Menschen den Ackerbau entwickelten, hat sich die pflanzliche Biomasse auf der Erde halbiert. Die tierische Biomasse beträgt nur noch ein Sechstel des ursprünglichen Gewichtes an gebundenem Kohlenstoff.
Biomasseverteilung

Die Forscher beziffern die Biomasse in Gigatonnen Kohlenstoff. Eine Gigatonne wiegt eine Milliarde Tonnen. Zur Veranschaulichung welchen Anteil Kohlenstoff an der Biomasse hat: Ein Baum besteht zu 50% aus Kohlenstoff, ein Mensch zu 29%.

Angesichts solcher Entwicklungen kann man sich leicht vorstellen, dass wir nicht nur beim Klima bedrohlich nahe an den sogenannten Kippunkt gekommen sind. Auch der Biomasseverlust, der Hand in Hand geht mit einem nie dagewesenen Verlust an Biodiversität, lässt befürchten, dass wir dem Punkt bedrohlich nahe gekommen sind, an dem auch unsere Biosphäre kollabiert. Seit einigen Jahren wissen wir, dass weniger als die Hälfte der Flora und Fauna in Deutschland vom Verschwinden bedroht sind. Doch was ist passiert, den Trend rückgängig zu machen. Noch nicht einmal das galoppierende Artensterben zu stoppen sind wir in der Lage.

Die Massenverhältnisse innerhalb der globalen Biomasse haben sich im
Laufe der Menschheitsgeschichte mehr als deutlich verschoben. Menschen und ihre Nutztiere dominieren die Fauna unseres Planeten. Es gibt mehr als doppelt so viel Geflügel wie Wildvögel. Unsere Nutztiere und wir bringen mehr als das Doppelte an Gewicht auf die Waage als die wildlebenden Säugetiere . Der Mensch hat es innerhalb einer erdgeschichtlich sehr kurzen Zeitspanne durch Landwirtschaft, Viehhaltung, Verkehr und Industrie geschafft, die Biomasse seiner Art und die seiner Nutztiere zu vervielfachen. Im Moment nutzen wir Menschen die halbe Welt dazu, zu leben, Getreide und Holz anzubauen oder unser Vieh zu weiden.

Zusammen mit der Verfeuerung fossiler Energieträger hat der Verlust der Biomasse, die Kohlenstoff bindet, die Luftchemie dramatisch verändert. Wir atmen heute 42 % mehr Kohlendioxid ein als Menschen im Jahr 1750. Fast zur Hälfte wird der freigesetzte Kohlenstoff von den Weltmeeren und den Süßwasserseen aufgenommen, was deren zunehmende Versauerung bewirkt.
Weil in Hambach die Devise von RWE und der damit verbandelten Politik „Weiter so !“ auf Kosten der Umwelt und der Artenvielfalt wirtschaften will, sterben nicht nur die Korallenriffe einen leisen Tod. Ein Schlüsselorganismus an der Basis unserer Nahrungskette sind die Daphnien. Die Kleinkrebse geraten zunehmend als Folgen der klimabedingten Versauerung der Binnengewässer unter Druck, meint eine Studie der Ruhruniversität Essen. Die Wasserflöhe sind in ihrer Bewegungsfähigkeit wegen des CO2 Eintargs in die Gewässer stark eingeschränkt, was sie zur leichten Beute für seine Feinde macht. Die Räuber-Beutebeziehungen in unseren Binnenseen sind in Unordnung geraten, was als erstes der Organismus an der Basis des Nahrungsnetzes mit seinem Leben bezahlt. Erst kommt der Wasserfloh, dann verschwinden die Fische, und dann… ?

Nahrungsketten sind wichtiger als Wertschöpfungsketten. Ökonomische Gewinne mit massiven ökologischen Verlusten zu bezahlen nagt an unseren Lebensgrundlagen. Doch statt ein energisches Halt zu rufen, verhält sich die Menschheit wie der Mann, der aus dem 50. Stock von einem Hochhaus fällt. Während er fällt, wiederholt er immer wieder: ‚Bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut …‘.

Der finale Countdown läuft seit Beginn der Industrialisierung. Mittlerweile ist es kurz vor zwölf, aber keiner im Essener Konzernvorstand und in der NRW Landesregierung scheint auf die Uhr zu gucken.

Quellen:

Bar-On, Y.M. et al. (2018): The biomass distribution on Earth. In: PNAS, (21. Mai 2018), doi:10.1073/pnas.1711842115.

Rising pCO2 in Freshwater Ecosystems Has the Potential to Negatively Affect Predator-Induced Defenses in Daphnia in DOI: https://doi.org/10.1016/j.cub.2017.12.022

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