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Wahnsinn mit Methode

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8. November 2017 von Marzellus

flasks-606612_640Der lange Streit um die Zulassung von Neonikotinoiden frustriert Wissenschaftler zunehmend. Von der Industrie in Auftrag gegebene Studien werden von dem Auftraggeber Industrie bezweifelt, wenn sie den synthetischen Insektiziden nicht die erhoffte Harmlosigkeit attestieren. Laborstudien werden in Frage gestellt, weil sie nicht unter realististischen Bedingungen erfolgt seien. Feldversuche, die dann die Gefährlichkeit von Neonics belegen, werden in ihrer Methodik hinterfragt und anerkannte Wissenschaftler diskreditiert. Immer neue Fragen werden an die Wissenschaft gestellt, und es fällt ihr schwer, angesichts der Komplexität eindeutige Antworten zu finden. Das ist das Ergebnis: Es werde keinen Konsens in der Frage der Insektenschädlichkeit von Neonics zwischen Wissenschaft und Industrie geben, meint der renommierte Bienenforscher Dave Goulson.

Aber bald steht eine Entscheidung in der EU an, ob das vorläufige Verbot von Neonics aufgehoben oder verlängert wird. Ob dann das Vorsorgeprinzip, das bisher gegriffen hat, weiter als Entscheidungsgrund sich durchsetzt oder die milliardenschweren Interessen der Industrie, allen voran BAYER und SYNGENTA Die Strategie der Konzerne, immer neue komplizierte Fragestellungen zu formulieren, um am Ende dann mit keiner klaren Empfehlung der Wissenschaft in die Entscheidungsphase über Zulassung oder Nichtzulassung zu gehen, scheint aufzugehen. Da eine abschließende und eindeutige  wissenschaftliche Bewertung nicht vorliegt, wird es also jetzt nur noch eine „politische“ Entscheidung geben. Wie so etwas aussieht kennt man aus der Glyphosatdiskussion.

Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode: Die Strategie, die dahinter steckt, erinnert mich an den Fall der Hypo Real Estate Banker Fell und Funke. Zwar geht es dabei um ein Gerichtsverfahren. Der Vergleich scheint mir dennoch legitim, geht es doch schließlich darum, wie man Wahrheitsfindung auf der Grundlage unstrittiger Fakten verhindern kann und auf faule Lösungen setzt.

Die Ex-Manager hatten 2008 mit ihren Bilanztricksereien eine Weltwirtschaftskrise heraufbeschworen . Da die HRE wegen ihrer Größe als systemrelevant galt, sprang der Bund von 2008 bis 2010 mit fast zehn Milliarden Euro an Finanzhilfen (Steuergelder) und weiteren 124 Milliarden Euro an Bürgschaften ein, um das Schlimmste zu verhindern.

Die verantwortlichen Manager haben es erst vor ein paar Wochen geschafft, dass das Verfahren wegen Bilanzfälschung gegen sie eingestellt wurde. Mit immer neuen Befangenheitsanträgen und Beweisanträgen haben sie die zuständigen Gerichte solange beschäftigt, bis ihr Fall verjährt war. Das Verfahren wurde eingestellt und der EX-Banker Fell zahlte 25.000 Euro, Funke 18.000 Euro für gemeinnützige Zwecke.

Auf Zeit spielen lohnt sich nicht nur bei verantwortungslosen Bankmanagern. So setzt man auch Entscheidungen gegen die Interessen der Natur und der Bevölkerung durch.

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