Des Imkers Neujahrsgebet
Hinterlasse einen Kommentar31. Dezember 2017 von Marzellus
In einer deutsch-österreichischen Bienenzeitung aus dem Jahr 1866 habe ich ein rührendes Bienengedicht gefunden, mit dem ich allen meinen Bloglesern und Imkerfreunden und -kollegen ein gutes Bienenjahr 2018 wünsche.
Imkers Neujahrsgebet
Zu dir, Herr, steht mein Hoffen, mein Seufzen, mein Gebet,
Du bleibst der treue Helfer, wenn Alles sonst vergeht.
Es sinken Sterne unter, es gehen Sterne auf,
Es eilen Tage, Jahre dahin im schnellen Lauf.
Es kommt bald Müh‘ und Sorge, bald Ruh‘ und Heiterkeit,
Bald Überfluss und Fülle, bald Noth und theure Zeit.
Ja, des Geschickes Waage lässt du nicht stille steh’n,
Und auch mein Imkerleben muß sich im Wechsel dreh’n.
Nie bieten meine Immen mir stets die gleiche Lust,
Bald füllet Wünschen, Fürchten, bald Hoffen meine Brust.
Und ob auch meine Völker jetzt von der Arbeit ruh’n,
Doch muss ich bis zum Lenze schon jetzt die Blicke thun.
Wie werden meine Lieben besteh’n des Winters Graus?
Ach, reichen ihre Schätze auch bis zur Ernte aus?
Droht Mangel nicht, und Hunger, und nicht des Durstes Noth,
Bringt Ruhr nicht ihr Verderben und Winterpest nicht Tod?
Ach, möchten baldigst wieder recht linde Lüfte weh’n!
Könnt‘ ich im ersten Fluge sie schon sich tummeln seh’n!
Brächt‘ frühe Honigblüten der Lenz in Flur und Wald,
Und würden schwer und kräftig die Immenvölker bald!
Doch Herr, du hast mit Dunkel die Zukunft mir verhüllt,
Und drob mit Fürchten, Wünschen und Hoffen mich erfüllt.
Auch ist mein Thun und Wollen ohn‘ dich nur eitel Tand,
Und Segen zu gewähren, ruht nur in deiner Hand.
So bring‘ ich denn in Demuth dir heut mein Seufzen dar:
Ach, mache zwanzig achtzehn zu einem guten Jahr!
Eschenrod, Kr. Schotten, Großh. Hessen, . 1866. Köhler.
Das Gedicht drückt sehr treffend meine Sorgen am heutigen Silvestertag aus, an dem wir im Rheinland 14° Celsius haben. Das ist leider ein wenig ideales „wunderbares“ Flugwetter für die Bienen. Die haben den Hauch von Frühjahr ausgiebig genutzt. Der Flugbetrieb vor meinen Bienenstöcken war beachtlich. Doch eigentlich sollten sie ja ruhen. Ich will es positiv sehen, sie haben den Ausflug für ihren Toilettengang genutzt. In der Natur gibt es ja noch nichts zu holen.
Man soll bekanntlich die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber ich hoffe, dass ich in Bezug auf meine Immen auch genug dafür gesorgt habe, dass die Dinge so kommen, wie ich sie nehmen möchte.
Das schöne Bild eines russischen Imkers aus dem 19.Jahrhundert mit seinen Klotzbeuten stammt von dem russischen Maler Iwan Nikolajewitsch Kramskoj
Bildquelle: https://goo.gl/vUjCBu
Textquelle: https://goo.gl/732Mg2