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Bienen und Landwirtschaft

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3. Februar 2017 von Marzellus

loewenstein„Zum erstenmal in der Geschichte der Welt ist heute jeder Mensch, vom Augenblick der Empfängnis bis zu seinem Tod, gefährlichen Chemikalien ausgesetzt. Der Ausdruck ‘Herrschaft über die Natur’ zeugt von Arroganz und steinzeitlichem Denken, das annimmt, die Natur sei für den Menschen da. Es ist unser Unglück, daß eine derartig primitive Wissenschaft mit den modernsten Waffen ausgerüstet ist und diese gegen die Insekten – und damit gegen die Erde richtet.“

Mit diesen Sätzen beginnt das Kapitel „Elixire des Todes“ in Rachel Carsons aufrüttelndem Bestseller „Der stumme Frühling“. Die Erkenntnisse und Warnungen der Biologin, haben vor ziemlich exakt 55 Jahren dazu geführt haben, dass nach einer heftigen Diskussion das Pflanzenschutzmittel DDT in Amerika und Europa nicht mehr im Nahrungsanbau eingesetzt werden darf. „Monokulturen in der Landwirtschaft machen keinen Gebrauch von den Prinzipien, nach denen die Natur arbeitet“, schrieb 1967 die Autorin. Diese Form von Landbau entspräche den Vorstellungen von Ingenieuren, aber verleugne die Grundprinzipien, nach denen die Natur arbeite.

DDT ist aus der Landwirtschaft verschwunden, und wird heute nur noch zur Malariabekämpfung versprüht. Doch der Chemiekrieg gegen die Natur ist geblieben und auch die unglaubliche Ignoranz und Arroganz, die Carson vor mehr als einem Jahrhundert beklagte.

Dennoch: Auch heute gibt es Menschen, die dem propagierten simplizistischen Argumentationsmuster der aktuellen Agrarpolitik, dass wir aus humanitären Gründen an dieser Art von Landbewirtschaftung nicht vorbeikommen, mit fachlicher Kompetenz und einem Blick auf die globalen Zusammenhänge der Weltnahrungsproduktion entschieden entgegentreten. Felix von Löwenstein ist einer von ihnen. In seiner Schrift „Es ist genug da, für alle.“ verspricht Felix zu Löwenstein eine Alternative zum agrarpolitischen Mainstream. Und er liefert bereits im Untertitel das Rezept für den Ausweg aus der sich abzeichnenden Welternährungskrise: „Wenn wir den Hunger bekämpfen, nicht die Natur“.

Mit fundierten Fakten widerlegt Löwenstein die gängigen Thesen des Agrobusiness, dass allein mit Dünger und Pestiziden der Hunger in der Welt zu besiegen sei. Und er bietet eine Alternative an. „Biologische Intensivierung“ ist sein Begriff für seine Vision einer besseren Landwirtschaft. Er versteht darunter ein „modernes, wissensbasiertes und auch anspruchsvolles System landwirtschaftlicher Erzeugung“ dass die natürlichen Potentiale, die in der Biodiversität liegen, zur Produktionssteigerung nutzt, statt sie zu unterdrücken. Zu einem intelligenten Umgang mit der Natur gehört der Ersatz von mineralischem Dünger durch Tierdung und Kompost, die Förderung von Vielfalt statt Monokultur, das Management von Schadorganismen durch Mischung, Sortenwahl, Einsatz von Nützlingen und Stoffen aus der Natur. Seine Forderung heißt Biodiversität statt Chemisierung. Die Artenvielfalt ist das Immunsystem der Erde, und das wird aktuell zerstört statt gefördert.

Wie sehr das biologische Gleichgewicht auf der Erde in Gefahr ist, zeigt Löwenstein unter anderem am Beispiel des Bienensterbens. Da gibt es nicht eine Ursache sondern gleich ein ganzes Bündel von Bedrohungen, die mit der konventionellen Landwirtschaft zusammen hängen.

Aber auch die Förderung lokaler Märkte und kleinbäuerlicher Strukturen in armen Ländern, statt deren Vernichtung durch Überschussexporte aus der ersten Welt, Änderung von Ernährungsgewohnheiten, Verzicht auf Massentierhaltung, Kalorienvernichtung durch Fleischerzeugung, bessere Vorkehrungen gegen Ernteverluste, die unheilvollen Folgen, die im Anbau von Energiepflanzen liegen, werden in Löwensteins Buch diskutiert.

Ein Buch, das uns hilft, die wirklich drängenden Probleme der Welt zu verstehen und das uns die Gewissheit gibt, dass es noch Auswege gibt. Ich wünsche dem Buch vor allem deswegen viele Leser.

Zur Person: Prinz zu Löwenstein bekleidet verschiedene Ehrenämter in Organisationen des ökologischen Landbaus: Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und Vorstandsmitglied des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL Deutschland).[5] 2011 veröffentlichte er sein Buch Food Crash, das von Deutschlandradio Kultur als „beeindruckendes und überzeugendes Plädoyer für eine ökologische Landwirtschaft“ und von Spektrum der Wissenschaft als „Plädoyer für ein nachhaltigeres und gerechteres Landwirtschaftssystem“ bezeichnet wurde.

Ein Kommentar zu “Bienen und Landwirtschaft

  1. Helga Baumann sagt:

    Kann ich nur unterschreiben! Für viele Tierarten ist es schon 5 nach 12 !

    Gefällt 1 Person

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