Honig in der Originalverpackung
120. Juni 2018 von Marzellus
Wabenhonig ist die ursprünglichste Form der Honiggewinnung. Die mittlesteinzeitliche (mesolithische) Felszeichnung eines Honigjägers oder einer Honigjägerin, der auf einem Baum geklettert ein Bienenvolk ausbeutet, ist der älteste Beleg für die ursprünglichste und natürlichste Form der Honigernte. Sie wurde entdeckt in den Cuevas de la Araña, bei Valencia, Spanien, und ist vermutlich 8000 Jahre alt.
Für die Menschen der Steinzeit war Honig das einzige verfügbare Süßungsmittel und bereicherte vor allem in den Sommermonaten den Speiseplan. Honig in der verdeckelten Wabe galt vermutlich schon vor Jahrtausenden als eine ideale Methode, Honigvorräte für den Winter anzulegen.
Die filigrane Wachsverpackung wie sie die Bienen liefern, ist die natürlichste aller Honigkonservierungen. Über Jahrhunderte hinweg haben Menschen den Honig so aufbewahrt, wie es ihnen die Bienen vorgemacht haben. Die antibakteriellen Wirkstoffe im Wachs und im Honig ergeben ein Lebensmittel mit fast idealer Lagerfähigkeit. Bis zu drei Jahren kann man die Biokonserve bedenkenlos aufheben, ohne dass sie verdirbt. Empfehlenswert ist es, den Honig dunkel, kühl, trocken und möglichst geruchsneutral zu lagern.
Auch in der Zeit der mittelalterlichen Zeidlerwirtschaft wurde der Honig von wilden oder halbwilden Bienenvölkern aus den Bienennestern in hohlen Bäumen und Felsnischen herausgeschnitten und zusammen mit der Wabe zum Verkauf und zum Verzehr angeboten.
Erst viel später kam die Praxis auf, die Honigwaben auszupressen und austropfen zu lassen. 1865 erfand dann der italienische Major Francesco De Hruschka (1813-1888) eine Honigschleuder, um den wertvollen Honig zu ernten. Diese Erfindung hat dazu geführt, dass Wachsreste leichter aus dem Honig herausgehalten werden, und dass wir den fast reinen Wabeninhalt in Gläser füllen können. Die Nutzung der Zentrifugalkraft für die Honigernte hat der findige Offizier dann auch mit einer netten Geschichte erklärt. Danach hat er einem Jungen eine Honigwabe geschenkt, die der in einem Korb nach Hause tragen wollte. Weil aufdringliche Bienen ihn verfolgt haben, habe der Knabe seinen Korb um seinen Kopf herum geschleudert und sich gewundert, dass er zu Hause angekommen keinen Honig mehr naschen konnte.
Hruschkas Honigschleuder hat nicht nur die Imkerei revolutioniert, sondern in Bezug auf den Honig auch unsere Essgewohnheiten nachhaltig verändert. Schleuderhonig ist der in unseren Breiten fast ausschließlich verzehrte Honig geworden. Doch auch beim Schleuderhonig sind noch kleine Wachsreste im Honig enthalten. Zusammen mit dem Restpollen, den die Bienen nicht herausfiltern konnten, ist er zugleich ein Qualitätsmerkmal für „handwerklich“ gewonnenen Imkerhonig und wichtig für die Bestimmung von Sortenhonigen. Sie müssen mindestens 60% Pollen einer Pflanzenart beinhalten bevor man den Honig nach der Haupttrachtpflanze benennen darf.
Während in asiatischen Ländern und im Mittelmeerraum bis heute Honig in der Wabe auf den Märkten angeboten wird, gilt der wesentlich ursprünglichere Wabenhonig hierzulande nur unter Kennern als eine Spezialität mit Gourmet Status.
Feinschmecker lieben diese Honigform. Honigliebhaber behaupten, dass die in den verdeckelten Waben enthaltenen vielfältigen und flüchtigen Blütenaromen und ätherischen Öle beim Schleudern wegen des intensiven Luftkontakts zum Teil verloren gehen.
Dagegen spricht, dass ja die Bienen bereits im Stock durch ihre Ventilierarbeit, mit der sie den Flüssigkeitsgehalt des eingetragenen Nektars reduziern, den Honig einem intensiven Luftkontakt aussetzen. Wie auch immer, ich selbst bin ganz begeistert von der Nascherei und ernte Wabenhonig zum eigenen Verzehr..
Der Anschnitt der Wabe zeigt deutlich den filigranen Wabenbau aus natürlichen Bienenwachs. Der vordere Teil der Wabe war bei der Ernte noch unverdeckelt, weshalb ich diese Wabe zuerst verbrauche. Im hinteren Teil ist der Honig erkennbar verdeckelt und erntereif.
Die Zellwände der elfenbeinweissen Wabe sind so dünn, dass der bernsteinfarbene Honig sichtbar ist, als ob er in durchsichtigen sechseckigen Glaszylindern stecken würde. Wunderschön zu sehen ist, wie die Bienen am oberen Rand jeder Honigzelle eine Wachsverstärkung eingebaut haben, die die noch offene Zelle stabilisiert.
Wenn die Bienen den eingelagerten Honig unter 18 Prozent Wassergehalt heruntergefächelt haben, machen sie den Deckel zu. Dann ist der Honig haltbar.
Unter Honigfreunden gilt solcher Wabenhonig als Delikatesse, die mitsamt dem feinen Wachs gegessen wird. Der Kilopreis liegt zwischen 30 und 40 Euro. Schleuderhonig vom Imker kostet zwischen 10 und 15 Euro/Kilo.
Man kann den Wabenhonig pur essen, z. B mit einem Teelöffel. Das Wachs ist verzehrbar und wegen seiner aseptischen Qualitäten besonders hilfreich bei der Bekämpfung von Erkältungssymptomen.
Wer wegen des enthaltenen Wachses ein Konsistenzproblem hat, sollte den Wabenhonig als Brotaufstrich essen. Beim Kauen vermischt sich das Wachs mit dem Brot und löst sich auf.
Abb.1 :Lizenz: Wikipedia gemeinfrei
Abb.2 : Bildnachweis Lizenz: Gemeinfrei
Danke für diese ausführliche Information!
Ich hab selber schon Wabenhonig geerntet, wusste aber nicht, dass das Wachs auch essbar ist.
Da läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen bei dem schönen Bild.
Ein Fest für Naschkatzen! 🍯🐝
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