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Kein Pardon für das Gänseblümchen

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8. Januar 2017 von Marzellus

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Kriegsbericht vom Rübenfeld – eine Textcollage

Wenn Im Märzen der Bauer den Trecker anspannt, dann beginnt er wieder, der Krieg auf dem Acker. Allein der Agrochemiekonzern „Syngenta“ hilft dem Bauer mit etwa 100 Spritzmitteln den Biozid in der „Kulturlandschaft“ in die nächste Runde zu bringen.

Die Namen der Kombatanten, die die Spritzmittelhersteller den Landwirten empfehlen, klingen nicht nur martialisch, sie sind es auch. Schließlich sind die Gegner der Agrarindustrie ja vielfältig und auch vielzählig. Angefangen bei der Ackerwinde bis hin zum Wiesenstorchschnabel stehen fast alle gängigen Wildpflanzen auf der Abschussliste der Agrarindustrie. Bodenorganismen und erst recht nicht die tierischen Schädlinge, mit denen sich die Natur gegen die landwirtschaftlichen Monokulturen wehrt, werden verschont. Noch nicht einmal dem Gänseblümchen wird Pardon gewährt.

(Der nachfolgende Text ist eine Textcollage, und besteht im Wesentlichen aus wörtlich übernommenen Sätzen aus den „Ratgeber Ackerbau Frühjahr 2017 – Region Nord“ der Firma Syngenta. Die Klammerzusätze sind von mir, da ich mich nicht immer eines ironischen Kommentars enthalten konnte)

„Karate Zeon“ (der Rambo unter den Pflanzenschutzmitteln des Herstellers Syngenta) erfasst alle wichtigen Getreideschädlinge, wie z. B. Blattläuse, Getreidehähnchen, Thripse, Fritfliege sowie Sattel und Gallmücken. „Axial Komplett“ schaltet unnötige Konkurrenz durch Unkräuter wie Klette, Kamille und Vogelmiere aus. „Traxos“ bekämpft Ackerfuchsschwanz, Weidelgras-Arten und Windhalm in Weizen, Roggen und Triticale.

Im Maisanbau steht mit „Zintan Platin+ Pack“ ein bewährtes Herbizid zur Verfügung, das zuverlässig und mit langer Dauerwirkung gegen alle einjährigen Hirse-Arten, Einjähriges Rispengras und breite Mischverunkrautung eingesetzt werden kann. „Elumis Extra“ ist die Komplettlösung mit Boden- und Blattwirkung gegen alle Ungräser, einschließlich aller Hirse-, Storchschnabel und Knötericharten sowie breiter Mischverunkrautung. Und „Calaris“ ist böse zum Unkraut und sanft zum Mais.

Im Kartoffelanbau versiegelt „Boxer Sencor“ die Kartoffeldämme sicher und schützt zusammen mit „Arcade“ die Bestände von Anfang an dauerhaft gegen eine breite Mischverunkrautung einschließlich Ungräsern und Problemunkräutern. Gegen Kartoffelkäfer marschieren „Primor“, „Actara“, „Plenum“ für uns auf den Acker.

Die gezielte, wirkungsoptimierte Bekämpfung von Rapsschädlingen gelingt durch eine vorbeugende Anti-Resistenz-Strategie. Die Fungizidbehandlung in der Raps-Blüte hat sich zu einer Standardmaßnahme für die wirtschaftliche Ertragsabsicherung etabliert. Hier schlägt „Toprex“ mit dem Wachstumsregler-Wirkstoff Paclobutrazol und dem Fungizidwirkstoff Difenoconazol gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. ( zwei Fliegen? – das ist aber ganz sicher eine Untertreibung). Erfolgreiche Rapsglanzkäfer-Bekämpfung leistet „Plenum 50 WG“, „Karate Zeon“ schaltet Schädlinge einfach aus – Gestern, heute und morgen“

Da Unkräuter im Grünland nicht nur einen Minderertrag verursachen, sondern auch Futterwert, Futteraufnahme und Verdaulichkeit reduzieren können, kommen „Banvel M“, „Gardo Gold“ und „Fusilade Max“ zum Einsatz. Pilzerkrankungen im Grasland ist das Einsatzgebiet für „Ortiva“, und „Lambda Wg“ vernichtet währenddessen Erbsenwickler, Erbsengallmücke, Blattrandkäfer, Großer Erbsenkäfer, Bohnenkäfer, Blattläuse, Thripse, Wanzen, Fliegen Mücken und Diptera

„Force Magna“ und „Cruiser Force“ bieten Rübenschutz für jeden Schädlingsdruck. „Spyrale“ erfasst alle wichtigen Rübenblattkrankheiten und sorgt so für maximale Leistung der Zuckerrüben.

Und um den Heimatschutz für die kranheitsanfälligen Kulturpflanzen zu garantieren, schützt „Seguris Opti“ Getreide gegen alle relevanten Schaderreger. Das Fungizid „Bontima“ wurde speziell für die Krankheitsbekämpfung in der Gerste entwickelt. „Amistar Opti“ zeigt hervorragende Leistungen gegen Gelb- und Braunrost sowie Septoria tritici, und „Taspa“ bietet Sicherheit für eine gesunde Abreife der Weizenbestände. Das innovative Maisfungizid „Quilt Xcel“ hält die Blattfläche der Maispflanzen frei von Turcicum-Blattflecken und ermöglicht so Mehrerträge aufgrund uneingeschränkter und verlängerter Photosyntheseleistung.

Mit dem gezielten Einsatz von „Reglone“ wird die Abreife des Kartoffelbestandes synchronisiert, die Knollengröße fixiert, die Schalenfestigkeit der Knollen erhöht und die Ernte erleichtert. „Ortiva“ sichert den Standard für hohe Knollenqualität und „Ridomil Gold“ bietet mit seinem Wirkstoff Metalaxyl maximale Sicherheit gegen Kraut und Kartoffelfäule von Anfang an. Für frühe Behandlungen mit lang anhaltender Dauerwirkung steht „Carial“, wenn man dann doch nicht lieber gleich zu „Revus Top“ greift, das den Kartoffeln ein Höchstmaß an Sicherheit in jeder Befallssituation bietet. „Revus“ bietet den perfekten Schutz, „Shirlan“ schützt die Kartoffeln sogar bis zur Ernte.

Beim Rapsanbau schützt „Symetra“ protektiv vor Krankheiten und bietet zudem günstige physiologische Effekte für mehr Ertrag. „Toprex“ ist die Kraftmaschine für den Raps und macht ihn widerstandsfähig und stabil bis zu Ernte.

Begleitet wird dann der Chemiewaffeneinsatz gegen die Natur mit einer verlogenen Greenwashing Propaganda. Zusammen mit ELO (steht für European Landowners Organization), dem Lobbyverband der Europäischen Grundbesitzer, propagiert man dann in großangelegten PR-Kampagnen „Ackerrandstreifen“ als einen Weg , ökonomische und ökologische Interessen unter einen Hut zu bringen. Gemeinsamer Slogan: „More Food-Better Environment“. Sogar einen „Europäischen Bienenpreis“ vergibt man.

Ich denke an das 4. Gebot der Kriegspropaganda der belgischen Historikerin Anne Morelli:

Wir verteidigen ein edles Ziel und keine persönlichen Interessen!

Es tut mir leid: Natur und Nachhaltigkeit sind kein Rand(streifen)thema, schon gar nicht, wenn darüber steht „Sponsored by Syngenta“.

P.S.: Das sind die „Gegner“ die allein mit der chemischen Keule „Banvel M“platt gemacht werden.

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Syngenta Ratgeber Ackerbau 2017

Flyer von Syngenta und ELO

Ein Kommentar zu “Kein Pardon für das Gänseblümchen

  1. […] Ich empfehle auch meinen Post mit dem Titel: Kein Pardon für das Gänseblümchen […]

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