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Imkern in der Eifel anno 1845

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27. März 2023 von Marzellus

Die Bienenzucht

So wie diese Körbe hat der im Text beschriebene Eifler Magazin-Korb jedenfalls nicht ausgesehen

Zu meiner frohen Überraschung bin ich beim Stöbern in alten Texten über die Eifel auch auf einen Bericht über die Bienenzucht in der Eifel, meiner Heimatregion, gestoßen. In diesem Text werden ganz aktuelle Fragen nach dem Beutenklima und auch zu den Trachtverhältnissen in einer der damals „rückständigsten“ Region Deutschlands angesprochen. Meine Heimat trug damals den sehr herablassend gemeinten Namen „Preußens Sibirien“ und man erzählte sich, dass die Vögel auf dem Rücken über dieses Gebiet fliegen würden, weil sie sich das Elend in diesem Landstrich nicht ansehen wollten.

Auch beschreibt der Text eines anonymen Autors – ein Geistlicher, mehr erfahren wir nicht über ihn – eine mir bis jetzt so noch nicht bekannten Bienenbeute, den Magazin-Korb, und überliefert uns Hinweise darüber, wie man mit ihm imkert. Es handelt sich dabei vermutlich um den Kanitzchen Magazinstock, wie ich aus einem Imkerbuch aus dem Jahre herauslesen konnte. [1]

Ich gebe den Text in voller Länge wieder, allerdings mit leichten Korrekturen der Rechtschreibung, um die Lesbarkeit zu verbessern.

„Zur ihr [ der Bienenzucht ] eigenen sich unsere Haidegegenden ganz besonders, weshalb sie auch hier besonders stark und mit reichlichem Gewinne gepflegt wird. In den westlichen Teile des Kreises Prüm, dem nordöstlichen des Kreises Bitburg, und in der Umgebung von Kelberg, im Kreise Adenau, finden sich sehr bedeutende Bienenstände. Man kann als Grundsatz aufstellen: je wilder und unangebauter eine Gegend ist, um so mehr eignet sich dieselbe zur Bienenzucht. Will man in einer stark angebauten Gegend die Bienenzucht mit einer Aussicht auf Erfolg und Gewinn treiben, so muss man seine Bienenstöcke im Nachsommer, wenn die Wiesen abgemäht sind und die Bienen nur höchst kärgliche Nahrung mehr finden, in eine Haidegegend versetzen. Wenn die Heide einigermaßen in Blüte kommt, nehmen die Bienen rasch und bedeutend an Gewicht zu, und sammeln sich selbst in ungünstigen Jahren so viel an Vorrath, dass sie während des Winters an demselben einen hinreichenden Unterhalt haben.

Die besten Wohnungen für die Bienen sind Strohkörbe; Kasten von Holz, obwohl man dieselben hier und da in Schriften sehr angerufen findet, taugen durchaus nichts; sie sind im Winter zu kalt, erhitzen sich im Sommer durch die auffallenden Sonnenstrahlen zu sehr, werfen und ziehen sich beim Witterungswechsel, und erzeugen im Innern der Bienenwohnungen, da sie die Ausdünstungen der Bienen nicht durchlassen, leicht Schimmel.

Vermutlich meint der Autor diesen Beuten- typus, für den es Erweiterungskränze aus Stroh gibt, die entweder aufgesetzt oder untergesetzt werden konnten.

Der Gebrauch, um den Honig zu erhalten, die Bienen samt und besonders zu töten, ist ebenso grausam als unvorteilhaft. Wenn man sogenannte Magazin-Stöcke anlegt, so kann man gar leicht den Bienen ihren überflüssigen Vorrath an Honig nehmen und zugleich dieselben am Leben lassen. Man flechtet Kränze von Stroh, welche in im Durchmesser einen Fuß [30,4 cm] haben, 5 Zoll hoch [ca.12 cm] und anderthalben [3,8 cm] dick sind, setzt deren zwei aufeinander und befestigt auf den obersten einen von Stroh geflochtenen flachen Deckel. Wird der Raum für die Bienen zu klein, so setzt man einen ferneren Kranz unter und so fort. Dadurch kann man das öftere Schwärmen der Bienen, welches den Stock durch Entvölkerung sehr schwächt, leicht verhindern. Will man den überflüssigen Honig dem Stocke entnehmen, so schneidet man mit einem Draht den obersten Kranz mit dem Deckel ab, legt einen anderen Deckel so gleich auf und begibt sich mit dem abgeschnittenen Kranze an einem dunklen Ort, und treibt die etwa in demselben noch befindlichen Bienen mit Rauch heraus, worauf sie in den Stock zurückfliegen.

Gefunden in: Allseitiges Gemälde der Eifel und ihrer nächsten Umgebung eine Schrift von einem katholischen Geistlichen der Eifel erschienen 1845, S. 112/113

Johann Witzgall: Illustriertes Handbuch der Bienenzucht: ein ausführliches Lehrbuch für Imker und solche, die es werden wollen : auf grund der neuesten Forschungen und der bewährtesten Lehren der grössten Bienenmeister Jan. 1889 · E. Ulmer s. 107 f.

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