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Hitzige Debatten

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11. Februar 2019 von Marzellus

debatteIm Moment läuft in Bayern ein Volksbegehren „Rettet die Bienen.“ Obwohl es eine landespolitische Initiative ist, wartet ganz Deutschland gespannt auf das Ergebnis.

Schon vo fast hundert Jahren klagt  Alois Alfonsus, Schriftleiter des „Bienen-Vaters“ (traditionsreiche österreichische Imkerzeitschrift) in seiner Schrift “ Die Bienenweide, ihre Vermehrung und Ausnützung“ (1923):

„Die Dreifelderwirtschaft mit der Brache ist verschwunden und hat der wechselnden Fruchtsolge Platz gemacht. Der Kunstwiesenbau hat die Naturwiese mit den vielen honigenden Unkräutern verdrängt. Die Kultur der Zuckerrübe mit der damit verbundenen Tilgung des Bodens vom Unkraut ist für die Freihaltung der Ackerböden von demselben bedeutungsvoll und bedingt höhere Erträge auch bei folgendem Getreidebau. Der sorgsame Landwirt bekämpft den Löwenzahn, der sich in den Luzernefeldern breit macht , durch den Kleegrasbau, da das Gras den Löwenzahn nicht aufkommen läßt . Hederich und Ackersenf werden auf mechanischem Wege oder durch Bestreuen mit Kalkstickstofs oder Kainit aus dem Haferfeld entfernt. Kurz, der neuzeitliche Betrieb der Landwirtschaft hat die Trachtquellen verringert , so daß es in manchen Gegenden geradezu eine Kunst ist, die Bienenvölker zu erhalten und denselben einen Ertrag abzuringen. “

Wenn ich in den vergangenen Tagen die  Statements zum Thema Volksbegehren Bienensterben lese, komme ich zu dem Schluss: Die hundert Jahre und länger  andauernde Klage der Imker gegen die Anbaupraktiken der Landwirte kommt bei den Bauern nicht an, und das obwohl der Zusammenhang zwischen Bestäubung und landwirtschaftlichem Ertrag völlig unzweifelhaft ist.

Und seit die Landwirtschaft vermehrt die „chemische Keule“ zur Bekämpfung natürlicher Reaktionen auf Monokulturen einsetzt, ist das Imkern in Ackerbaugebieten und auch in Grünlandgebieten zunehmend problematischer geworden.

Das schreibe ich als praktizierender Imker. Ich gebe jedem Landwirt Recht, wenn er sich verbittet, dass ausschließlich die Landwirte für das Artensterben in die Verantwortung genommen werden. Immer wieder finde ich den Verbraucher in der Kritik; zu Recht, aber es ist auch der Handel, der über eine „knallharte Preisgestaltung“ zu Lasten der Erzeuger Landwirte zu dieser Art der Lebensmittelproduktion zwingt, Es sind auch die Hausbesitzer mit ihren Schottergärten und Golfrasenflächen Pflanzen und Insekten die letzte Zuflucht nehmen. Es sind die staatlichen Straßenverwaltungen, die Straßenränder bis zu 8 Metern Breite bis tief unter die Grasnarbe auffräsen, um sie dauerhaft von Bewuchs mit Kleinsträuchern und Wildpflanzen freizuhalten. Es sind die Kommunen mit ihren ökologisch fragwürdigen „Pflegemaßnahmen“, die ohne Sinn und Verstand mit Heckenscheren, Motorsägen und -sensen und Laubbläsern die Nahrungsgrundlagen und Winterquartiere der Insekten zerstören: All die genannten und viele mehr sollten mal ihr Verhalten grundsätzlich in Bezug auf Artenvernichtung hinterfragen und ändern, wenn wir ein ökologisches Desaster vermeiden wollen.

Ich kann nur jedem raten, sich ein paar Bienenstöcke anzuschaffen und gewissenhaft zu betreuen. Vielleicht entwickelt man dann endlich mal ein Gespür dafür, dass wir in Bezug auf unsere natürlichen Grundlagen so nicht weitermachen können.

2 Kommentare zu “Hitzige Debatten

  1. Lieber Marcellus, vielen Dank für deinen Kommentar. Besonders die Macht des Handels ist vielen Verbrauchern nicht bewusst.

    Ich lasse mich gerade zum Bestäubungsimker zertifizieren und bekomme daher einen Einblick in die Betriebe der Obstbauern. Es ist schon eine Schande, dass auch im Obstbau intensiviert werden muss, um die Erzeugerkosten so zu senken, daß für den Erzeuger etwas übrig bleibt.

    Der Handel diktiert teilweisen Nulltoleranzen vor. Entsprechen die Chargen nicht den Bestimmungen, geht diese komplett zu Kosten des Erzeuger zurück.

    Die Betrachtung der Landwirtschaft ist nur ein Stellrad und bringt den Anfang.

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  2. axpGarten sagt:

    😉 kann ich zu stimmen – gegen die gärtenwüsten ABER mit den honigbienen. naja – nichts gegen honig aber mit zucker muss ich sparsam sein. 😵 in meinem garten machen die hummeln die arbeit. bei uns ist es oft recht windig und (ausnahme 2018) oft im frühjahr recht kühl – es lebe die hummel !!!!!!

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